Abraham und sein Vater
Wie alle anderen seines Volkes war Abrahams
Vater Aazar (Tharah oder Terakh in der Bibel) ein Götzenanbeter. Biblische
Überlieferungen[1] sagen von ihm, dass er tatsächlich ein Bildhauer dieser Götzen
gewesen sei,[2] daher richtete sich Abrahams erster Aufruf an ihn. Er sprach ihn mit
logischen und vernünftigen Worten an, auf eine Art und Weise, die sowohl von
einem jungen Mann, wie er selbst es war, als auch von einem Weisen verstanden
werden konnte:
“Und erwähne in diesem Buch (dem Qur´an) Abraham. Er war ein Wahrhaftiger, ein Prophet, als er zu seinem Vater sagte: "O mein Vater, warum verehrst du das, was nicht hört und sieht und dir nichts nützen kann? O mein Vater, zu mir ist Wissen gekommen, das nicht zu dir kam; so folge mir, ich will dich auf den ebenen Weg leiten.”
Die Antwort seines Vaters war aber eine
Zurückweisung, die deutliche Zurückweisung einer jeden Person, die von einer
deutlich jüngeren herausgefordert wurde, eine Herausforderung gegen Jahre der
Tradition und der Norm.
“Er (der Vater) sagte: "Wendest du dich von meinen Göttern ab, o Abraham? Wenn du (damit) nicht aufhörst, so werde ich dich wahrlich steinigen. Verlass mich für lange Zeit.”
Abraham und sein Volk
Nach beständigen Versuchen, seinen Vater
dazu aufzurufen, den Dienst für die falschen Götzen aufzugeben, wandte sich
Abraham seinem Volk zu, um zu versuchen, die anderen zu warnen, indem er auch
sie mit derselben einfachen Logik ansprach:
“Und verlies ihnen die Geschichte Abrahams, als er zu seinem Volke sagte: "Was betet ihr an?" Sie sagten: "Wir beten Götzen an, und wir sind ihnen anhaltend zugetan." Er sagte: "Hören sie euch, wenn ihr (sie) anruft? Oder nützen sie oder schaden sie euch?" Sie sagten: "Nein, aber wir fanden unsere Väter das gleiche tun." Er sagte: "Seht ihr denn nicht, was ihr da angebetet habt, ihr eure Vorväter? Sie sind mir feindlich (gesonnen); nicht aber der Herr der Welten, Der mich erschaffen hat; und Er ist es, Der mich richtig führt und Der mir Speise und Trank gibt. Und wenn ich krank bin, ist Er es, Der mich heilt, und (Er ist es,) Der mich sterben lassen wird und mich dann wieder zum Leben zurückbringt.”
Im folgenden führte er weitere Beispiele
dafür an, um sie davon zu überzeugen, dass die einzige Gottheit, der Anbetung
gebührt, Gott ist, der Allmächtige. Die jüdisch-christliche Tradition erzählt
eine ähnliche Geschichte, rückt aber Abraham selbst in die Position, dass er
sich darüber klar wurde, dass Gott keines dieser Wesen sein konnte[3] und nicht als Beispiele für sein Volk. Nach dem Qur´an hat keiner der
Propheten jemals andere als Gott angebetet, auch als sie über den richtigen Weg
noch nicht informiert gewesen waren, bevor sie als Propheten entsandt waren. Der
Qur´an sagt über Abraham:
“Und als ihn nun die Nacht überschattete, da erblickte er einen Stern. Er sagte: "Das ist mein Herr." Doch da er unterging, sagte er: "Ich liebe nicht die Untergehenden.”
Abraham erzählte ihnen das Beispiel von den Sternen,
einer Schöpfung, die für die Menschen jener Zeit wirklich
unverständlich war und in der etwas größeres als die Menschheit gesehen wurde,
und häufig wurden ihnen verschiedene Kräfte zugesprochen. Aber in dem
Untergang der Sterne sah Abraham ihre Unfähigkeit, zu erscheinen, wie sie es
wünschen und nicht nur des Nachts.
Dann gab er ihnen noch ein Beispiel von
etwas noch Großartigerem, einem noch schöneren, größeren Himmelskörper, der
auch am Tage erscheinen konnte!
“Als er er den Mond sah, wie er sein Licht ausbreitete, da sagte er: "Das ist mein Herr." Doch da er unterging, sagte er: "Wenn mein Herr mich nicht rechtleitet, werde ich gewiss unter den Verirrten sein.”
Und dann als letzte Steigerung in seinen
Beispielen, nannte er ihnen als Beispiel etwas noch Mächtigeres, Größeres, eine
der kraftvollsten Schöpfungen, ohne die das Leben selbst unmöglich wäre:
“Als er die Sonne sah, wie sie ihr Licht ausbreitete, da sagte er: "Das ist mein Herr, das ist noch größer." Da sie aber unterging sagte er: "O mein Volk, ich habe nichts mit dem zu tun, was ihr (Gott) zur Seite stellt. Seht, ich habe mein Angesicht in Aufrichtigkeit zu Dem gewandt, Der die Himmel und die Erde schuf, und ich gehöre nicht zu den Götzendienern.”
Abraham bewies ihnen, dass der Herr der
Welten nicht in den Schöpfungen zu finden ist, die ihre Götzen repräsentierten,
sondern Er ist Der, Der sie alle und alles, was sie sehen und wahrnehmen
können, geschaffen hat; dass der Herr nicht notwendigerweise zu sehen sein muss,
damit man Ihn anbeten kann. Er ist ein Allmächtiger Herr, nicht an
irgendwelche Einschränkungen gebunden, die in der Welt, in der wir sind, zu
finden sind. Seine Botschaft war einfach:
“Dient Gott und fürchtet Ihn. Das ist besser für euch, wenn ihr es wüßtet. Ihr dient nur Götzen statt Gott, und ihr ersinnt eine Lüge. Jene, denen ihr statt Gott dient, vermögen euch nicht zu versorgen. Sucht darum bei Gott die Versorgung und dient Ihm und seid Ihm dankbar. Zu Ihm werdet ihr zurückgebracht werden.”
Er stellte ihr Festhalten an den
Traditionen ihrer Vorväter offen in Frage:
“Er sagte: "Wahrlich, ihr und eure Vorväter
seid dem Irrtum verfallen.”
Abrahams Weg war erfüllt von Schmerzen,
Härte, Versuchungen, Widerstand und Kummer. Sein Vater und sein Volk wiesen
seine Botschaft zurück. Sein Ruf stieß auf taube Ohren, sie kamen nicht zur
Vernunft. Anstatt dessen wurde er herausgefordert und sie machten sich über
ihn lustig:
“Sie sagten: "Bring uns die Wahrheit oder
machst du Scherze?”
In diesem Lebensabschnitt widersetzte sich
Abraham, ein junger Mann mit guten Zukunftsaussichten, seiner eigenen Familie
und seinem eigenen Volk, um die Botschaft des wahren Monotheismus zu
verbreiten: den Glauben an den Einen Wahren Gott und die Ablehnung aller
anderen falschen Gottheiten, seien es Sterne oder andere himmlische oder
irdische Schöpfungen oder Bildnisse von Gottheiten in Form von Götzen. Er
wurde für seinen Glauben zurückgewiesen, ausgestoßen und bestraft, aber er
blieb standhaft gegenüber allem Bösen, bereit, noch mehr davon in Kauf zu
nehmen.
“Und als Abraham von seinem Herrn durch Worte geprüft wurde und er diese vollbrachte… ”
[1] Gen r.
xxxviii, Tanna debe Eliyahu. Ii. 25.
[2] Abraham. Charles
J. Mendelsohn, Kaufmann Kohler, Richard Gottheil, Crawford Howell Toy. The Jewish
Encyclopedia. (http://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=360&letter=A#881)
[3] The
Talmud: Selections, H. Polano. (http://www.sacred-texts.com/jud/pol/index.htm).