Der Prophet Jona[1] war zu einer Gemeinschaft im Irak gesandt worden. Der bekannte
islamische Gelehrte , Ibn Kathir nennt es Niniveh. Wie es der Fall bei allen
Propheten Gottes ist, kam Jona nach Niniveh, um das Volk dazu aufzufordern, den
Einen Gott anzubeten. Er sprach von einem Gott, der frei ist von jeglichen
Teilhabern, Söhnen, Töchtern oder Partnern und beschwor die Menschen, damit
aufzuhören, Götzen anzubeten und Schlimmes zu tun. Die Menschen weigerten sich
aber, zuzuhören, und sie versuchten, Jona und seine ermahnenden Worte zu
ignorieren. Sie fanden den Propheten Jona belästigend.
Das Verhalten seines Volkes brachte Jonah
zur Verzweiflung, und er entschloss sich, sie zu verlassen. Er warnte sie noch
zum Abschluss davor, dass Gott sie für ihr arrogantes Benehmen bestrafen würde,
aber die Menschen verhöhnten ihn und behaupteten, keine Angst zu haben. Jonas
Herz war vor Ärger gegen sein dummes Volk erfüllt. Er traf die Entscheidung,
sie ihrem unausweichlichen Elend zu überlassen. Jona sammelte seine dürftigen
Habseligkeiten und beschloss, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und
dieses Volk zu bringen, das er begonnen hatte, zu verachten.
“Und er (Jona) ging im Zorn hinweg.”
Ibn Kathir beschreibt die Szene in Niniveh
unmittelbar nachdem Jona gegangen war. Der Himmel fing an, seine Farbe zu
ändern, er wurde feuerrot. Die Menschen waren von Angst erfüllt und verstanden,
dass es nur wenige Augenblicke vor dem Untergang war. Die gesamte Bevölkerung
von Niniveh versammelte sich auf der Spitze eines Berges und flehte zu Gott um
Vergebung. Gott nahm ihre Reue an und Er nahm den Fluch, der bedrohlich über
ihren Köpfen hing, gegen sie zurück. Der Himmel wurde wieder normal und die
Menschen kehrten in ihre Häuser zurück. Sie beteten, dass Jona wieder
zurückkommen und ihnen den rechten Pfad weisen würde.
In der Zwischenzeit hatte Jona ein Boot
bestiegen, in der Hoffnung, dass es ihn so weit wie möglich von seinem
achtlosen Volk forttragen würde. Das Boot und seine vielen Passagiere segelten
auf dem ruhigen Meer. Als die Dunkelheit über sie hereinbrach, veränderte sich
das Meer plötzlich. Der Wind fing an, heftig zu stürmen und steigerte sich zu
einem Sturm mit beträchtlichen Ausmaßen. Das Boot schwankte und es fühlte sich
an, als würde, als würde es in alle Einzelteile zerbrechen. Die Menschen
drägten sich in der Dunkelheit zusammen und beschlossen, ihr Gepäck über Bord
zu werfen, aber es machte keinen Unterschied. Der Wind blies und das Boot
schwankte. Die Passagiere zogen den Schluss, dass das Gewicht zu ihrem Dilemma
beitrug, und daher entschieden sie sich, Lose zu ziehen, um einen Passagier
über Bord zu werfen.
Die Wellen waren so hoch wie Berge und der
wilde Sturm wirbelte das Boot in die Höhe und ließ es wieder hinabstürzen, als
wäre es so leicht wie ein Streichholz. Es war eine Seefahrer-Tradition, dass
alle Namen auf Lose geschrieben und eine Person ausgelost wurde, die über Bord
geworfen werden sollte. Der Name wurde gezogen und das Los fiel auf Jona; die
Leute waren entsetzt. Jona war als frommer und rechtschaffener Mann bekannt
und sie wollten ihn nicht ins tobende Meer werfen. Die warfen die Lose noch
einmal und dann wieder; aber beide Male war es Jonas Name, der gezogen wurde.
Jona, der Prophet Gottes, wusste, dass
dies kein Zufall war. Er verstand, dass es sein Schicksal war, das Gott ihm
vorherbestimmt hatte; deshalb blickte er seine Reisebegleiter an und stürzte
sich selbst vom Boot. Die Passagiere stöhnten vor Entsetzen, als Jona ins Meer
fiel, um von dem Rachen eines riesigen Fisches verschlungen zu werden.
Als Jona von seiner Bewusstlosigkeit
erwachte, dachte er, er sei tot und läge in der Finsternis seines Grabes. Er
tastete herum und ihn wurde klar, dass dies kein Grab war, sondern der Bauch
eines großen Fisches. Er hatte Angst. Er fühlte sein Herz bis zum Hals
schlagen mit jedem Atemzug, den er machte. Jona saß in den starken, sauren,
Verdauungssäften, die seine Haut zerfraßen, und er flehte zu Gott. In der
Dunkelheit des Fisches, in der Dunkelheit des Meeres und in der Dunkelheit der
Nacht erhob Jonah seine Stimme und rief in seiner Not zu Gott.
“Es ist kein Gott außer Dir. Gepriesen seist Du Ich bin wahrlich einer der Frevler gewesen."
Jona betete weiter und wiederholte seine
Bittgebete an Gott. Er sah ein, dass er falsch gehandelt hatte und bat Gott um
Vergebung. Der Prophet Muhammad sagt uns, dass die Engel die Menschen dazu
bringen, Gottes zu gedenken. Dies war, was dem Propheten Jona widerfuhr. Die
Engel hörten seinen Aufschrei in der Dunkelheit und erkannten seine Stimme. Sie
kannten den Propheten Jona und dessen ehrwürdiges Verhalten angesichts der
Feindseligkeit. Die Engel näherten sich Gott und sagten: „Ist das nicht der
Klang deines rechtschaffenen Dieners?“
Gott antwortete mit Ja. Gott hatte Jona
gehört und befreite ihn von seiner Bedrängnis. Jona gedachte Gottes in guten
Zeiten und in seiner Bedrängnis. Das Bittgebet, das Jona verwendete, kann von
jedem wiederholt werden, der in Bedrängnis ist. Gott sagt im Qur´an, dass Er
Jona bewahrt hat und so wird Er die Gläubigen bewahren. (Quran 21:88)
Auf den Befehl Gottes hin schwamm der
Riesenfisch an die Oberfläche und spuckte Jona ans Ufer. Jonas Körper war von
den Verdauungssäften verätzt worden; seine Haut konnte ihn nicht vor der Sonne
und dem Wind schützen. Jona litt Schmerzen und flehte weiter um Schutz. Er
wiederholte weiter seine Bittgebete und Gott ließ einen Weinrebe / einen Baum
über ihm wachsen, der ihm Schutz sowohl vor den Naturelementen als auch Nahrung
bot. Als es Jona besser ging, wurde ihm deutlich klar, dass er zu seinem Volk
zurückkehren und sein Werk, das Gott ihm aufgetragen hatte, weitermachen musste.
"Und sicher war Jonas einer der Gesandten. Da floh er zu dem beladenen Schiffund loste und verlor dabei. Und der große Fisch verschlang ihn, während er (Jonas, sich selbst) tadelte. Wenn er nicht zu jenen gehört hätte, die (Gott) preisen wäre er gewiss in dessen Bauch bis zum Tage der Auferstehung geblieben.Und Wir ließen eine Kürbispflanze über ihm wachsen. Und Wir entsandten ihn zu hunderttausend oder mehr (Menschen) Und sie wurden gläubig; so gewährten Wir ihnen für eine Zeitlang Versorgung.”
Als sich Jona erholt hatte, kehrte er nach
Niniveh zurück und war erstaunt über die Veränderung seines Volkes. Sie
unterrichteten Jona von ihrer Angst, als sich der Himmel blutrot verfärbt hatte
und wie sie sich versammelt hatten und auf dem Berg Gott um Vergebung gebeten
haben. Jona lebte unter seinem Volk und lehrte sie, den Einen Gott anzubeten
und ein Leben in Frömmigkeit und Rechtschaffenheit zu leben und mehr als 100
000 Menschen in Niniveh lebten in Ruhe… eine Zeit lang.
Die Geschichte des Propheten Jona lehrt
uns, Geduld zu haben, insbesondere wenn uns ein Unglück widerfährt. Sie lehrt
uns, Gottes in guten und in schlechten Zeiten zu gedenken. Sie lehrt uns,
Gottes zu gedenken, damit es unser gedenkt, wenn wir sterben. Wenn wir Gottes
gedenken, solange wir jung sind, wird Er unser gedenken, wenn wir alt sind und
wenn wir Ihm gedenken, solange wir gesund sind, wird Er unser gedenken, wenn
wir krank, traurig oder müde sind. Not kann nur behoben werden, indem man sich
Gott aufrichtig zuwendet.
[1]
Auf der Grundlage des Werks von Imam Ibn Kathir: „The Stories of
the Prophets.”