Dies ist die Geschichte eines schwachen alten
Mannes, der Gott liebte und fürchtete; eines älteren Mannes namens Zacharias
(auch Zakaria), der sein ganzes Leben damit verbracht hatte, Wissen zu erlangen
und es anderen zu lehren, nur um Gottes Zufriedenheit zu erreichen. Der Qur´an
erzählt uns seine Geschichte in den Kapiteln 3 und 19 und sie ähnelt der
Geschichte, die im christlichen Lukas-Evangelium berichtet wird.[1] Wir
werden uns allerdings auf das konzentrieren, was uns der Qur´an über diesen gesegneten
Mann zu sagen hat, denn Muslime glauben, dass der Qur´an seit seiner
Offenbarung unverändert geblieben ist, während die anderen Offenbarungen verloren
gegangen sind, verändert oder verdreht wurden.
“Erwähnt wird (hier) die Barmherzigkeit deines Herrn gegen Seinen Diener Zacharias. Als er Seinen Herrn mit leisem Ruf anrief, sagte er: "Mein Herr, mein Gebein ist schwach geworden, und die Haare meines Hauptes schimmern grau, doch niemals, mein Herr, bin ich mit meiner Bitte an Dich unglücklich gewesen.’”
Der Prophet Zacharias war ein Mitglied der
Familie von Imran, einer gesegneten Familie, zu der auch Jesus und seine Mutter
Maria gehörten. Als die junge Maria zum Gebetstempel in Jerusalem kam, hat
Gott in Seiner Weisheit und Seiner Gnade Zacharias zu ihrem Beschützer
bestimmt. Jeden Tag besuchte er Maria, um sicher zu sein, dass sie versorgt
ist. Marias Hingabe zu Gott beeindruckte Zacharias, und er war überrascht,
welche Versorgung er in ihrem Zimmer vorfand. Es wird berichtet, dass sie die
Früchte des Winters im Sommer und die Früchte des Sommers im Winter zu haben
pflegte.[2] Als Zacharias sie befragte, woher Maria diese Früchte erhielt,
antwortete sie, dass Gott, der Versorgende, wirklich Derjenige ist, der sie mit
Nahrung versorge. Maria sagte:
“Es ist von Gott; siehe, Gott versorgt unbegrenzt, wen Er will.”
Als Zacharias Marias völlige Hingabe zu
Gott und ihren unerschütterlichen Glauben beobachtete, öffneten sich seine
Augen für ein neues Konzept.[3] Egal, wie überwältigend oder wechselnd oder unbedeutend unsere
Bedürfnisse sich für uns auch erscheinen mögen, Gott ist jederzeit da, um zu
hören und zu antworten. Dies ist eine überaus wichtige Sache, über die wir
nachdenken sollten. Gott gibt Seinen rechtschaffenen Dienern ohne Maß. Maria
hat Früchte bekommen, die gar nicht Saison hatten; Zacharias sprach ein
Bittgebet für etwas, das nach menschlichem Ermessen unmöglich war, denn er und
seine Frau waren sehr alt und die Zeit, in der sie hätten Kinder bekommen
können, war bereits verstrichen. Die Gaben Gottes unterliegen nicht den
weltlichen Limitierungen, und alles ist möglich. Zacharias lernte diese
wichtige Lektion von seinem Schützling Maria.
Also rief Zacharias insgeheim seinen Herrn
an, sagte ihm, er sei alt, sein Haar sei grau und auch seine Frau sei alt und
unfruchtbar; aber er wünsche sich einen Erben, der Gott zufrieden stelle. Zacharias
bat um einen Sohn, der ihn beerben würde; er dachte nicht an Reichtum, denn er
war ein armer Mann. Er wünschte sich einen Sohn, der das Prophetentum
fortsetzte und das Wissen, das sich Zacharias während seines Lebens angeeignet
hatte, verbreitete. Gott antwortete sofort und sagte:
“Und da riefen ihm die Engel zu, während er zum
Gebet in dem Tempel stand: "Siehe, Gott verheißt dir Johannes (Jahya), den
Bestätiger eines Wortes von Gott, einen Vornehmen, einen Asketen und Propheten,
einen von den Rechtschaffenen.” (Quran 3:39)
In diesem Qur´anvers hat das "Wort
Gottes" eine besondere Bedeutung: Jesus, denn er wurde durch ein Wort
Gottes geschaffen – "sei" (und er war). Zacharias Sohn, Johannes,
war einer von denen, die an Jesus glaubten und seiner Botschaft folgten.
Als Zacharias diese erstaunliche Neuigkeit
erhielt, stand er im Gebet. Er antwortete, indem er fragte, wie dies geschehen
könne, angesichts seines hohen Alters und der Unfruchtbarkeit seiner Frau. Da
bestätigte ihm Gott die Lektion, die Maria verstanden hatte.
“Gott tut ebenso, was Er will.”
Zacharias bat um ein Zeichen, aus
Verwunderung, wie er wissen könne, dass dieses Wunder ihm und seiner Frau
wirklich geschehen sollte. Gott antwortete, dass er (Zacharias), die Kraft zu
sprechen verlieren und unfähig werden sollte, zu kommunizieren, außer durch
Zeichen. Zacharias wurde angewiesen, seine Zeit mit dem Gedenken und dem Lob
Gottes zu verbringen, und er kam kam von seinem Gebetsplatz, ohne sprechen zu
können.
Der Qur´an berichtet uns, dass der Prophet
Zacharias und seine Frau gute Taten vollbrachten, Gott mit Furcht und Hoffnung
anriefen und demütig waren, deshalb belohnte Gott sie in ihrem hohen Alter mit
einem Sohn.
“Da erhörten Wir ihn und schenkten ihm Jahya und heilten seine Frau. Sie pflegten miteinander in guten Taten zu wetteifern, und sie riefen Uns in Hoffnung und Furcht an und waren demütig vor Uns.”
Dies war kein gewöhnliches Kind. Johannes
wurde Weisheit gewährt, als er noch ein Kind war und er wurde von Gott
angewiesen, sich standhaft an die Thora zu halten. Er war sympathisch und er
war in der Lage, den Menschen gegenüber Mitgefühl und Gnade zu zeigen. Gott
erschuf Johannes rechtschaffen und frei von Sünde.
“‘O Johannes, halte das Buch krafvoll fest.’ Und Wir verliehen ihm Weisheit im Knabenalter und ein liebevolles Gemüt von Uns und Reiheit.”
Das aufrichtige Bittgebet eines alten
Mannes und seiner unfruchtbaren Frau wurde von Gott akzeptiert und der gesamten
Menscheit wurde eine Lehre erteilt. Die Gaben Gottes sind grenzenlos. Er ist
der Versorger, der Unterhalt Gebende, der Eine!
[1]
Lukas 1:5-80
[2]
Auf der Grundlage des Werkes von Ibn Kathier. The Stories of
the Prophets (Die Geschichten der Propheten).
[3]
Ibn Kathier.